Projekte nehmen immer größere Rahmen ein und es kommt vermehrt vor, dass mehrere agile Teams gemeinsam an einem Produkt arbeiten. Die Folge: Es kann zur Mehrarbeit, doppelten Ausarbeitungen und zu Missverständnissen kommen. Wie können Projektleiter solche Projekte steuern und die Hindernisse erfolgreich umschiffen? Die Lösung liegt in agilen Skalierungsframeworks.
Mittlerweile gibt es viele verschiedene Frameworks auf dem Markt, gerade zu Beginn stellt sich die Frage: Welche Methoden gibt es und welche passt zum Unternehmen? Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick über 4 beliebte Frameworks und deren Vor- und Nachteile.
Beim Scrum@Scale kommen bis zu 5 Scrum-Teams zu einem übergeordneten Team – dem Scrum of Scrums (SoS) zusammen. Die SoS stellt im weiteren Ablauf die übergeordnete Instanz dar und bringt zusätzlich neue Rollen mit sich. Es gibt einen Chief Product Owner und einen Scrum of Scrums Master. Es finden wichtige Termine zur inhaltlichen und organisatorischen Abstimmung statt. Die Scrum Master kommen zu einem Scrum of Scrums Meeting zusammen, es gibt aber auch ein Team, das aus Product Ownern besteht: das Meta-Scrum Team.
Kommen mehr als 25 Scrum-Teams zusammen – diese Grenze ist bei großen Unternehmen schnell erreicht – werden zusätzlich zwei Zyklen in Gang gesetzt. Bei dem Product Owner Zyklus handelt es sich um das Executive Meta Scrum (EMS), in welchem das „Was“ des Projektes im Mittelpunkt steht. Der Scrum Master Zyklus führt zu einem Executive Action Team (EAT), welcher als „Scrum of Scrums“ für die gesamte agile Organisation zuständig ist. Das EAT setzt sich mit dem „Wie“ auseinander, beseitigt Hindernisse und optimiert die Zusammenarbeit zwischen den Teams. Außerdem treibt es das agile Mindset der Organisation voran, indem es Initiativen für die agile Organisationsentwicklung festlegt.
Vorteile:
bietet kaum Grenzen in der Skalierung, für große und kleine Organisationen geeignet
regulärer Scrum Ansatz bleibt erhalten
Pilot ist leicht durchführbar, besonders wenn Scrum bereits implementiert ist
das Team treibt auch das agile Mindset des Unternehmens voran
Nachteile:
schwierigere Umsetzung in Fachbereichen außerhalb der Softwareentwicklung
viele neue Rollen und Begrifflichkeiten in der Skalierung können zu Missverständnissen führen
Hierarchisch aufgebaut, viel Abstimmungsbedarf
Das agile Skalierungsframework LeSS steht für den „Less is more“ Gedanken. Das bedeutet, weniger ist mehr. Bei diesem Framework liegt der Fokus auf der Selbstorganisation der Teams. Es baut starke Hierarchien ab, während die Arbeitsweise und Struktur Scrum ähnelt, nur eben vereinfacht ist.
Ein großer Unterschied zu Scrum: Ein Product Owner ist für mehrere Teams gleichzeitig zuständig, für die Planungen findet ein Big Room Planning statt. Die Teams haben ein gemeinsames Backlog, gemeinsame Sprints und Retrospektiven.
Erst wenn mehr als acht Scrum-Teams zusammenarbeiten, gibt es zusätzlich einige Area Product Owner, die für einen bestimmten Bereich bzw. bestimmte Teams verantwortlich sind. Sie vermitteln zwischen den Teams und dem Product Owner. Ein Scrum Master kann für ein bis drei Teams verantwortlich sein. Das skalierte Framework ist als LeSS Huge bekannt.
Vorteile:
einfache Implementierung für Scrum Teams
ein Product Owner, der einen Gesamtüberblick hat
wenig zusätzliche Konzepte zu Scrum
einfache Strukturen und weniger Hierarchien
Nachteile:
Teams müssen viel Erfahrung mitbringen und sich selber gut organisieren können
keine Hilfestellungen bezüglich Unternehmens- und Portfolioentwicklung
Bei Safe handelt es sich um ein skalierbares Framework, welches in mehreren Ausführungen vorhanden ist. Im Allgemeinen wendet es sich drei Betrachtungsweisen zu: dem Team, Portfolio und dem Programm. Mehrere agile Teams, die beispielsweise mit Scrum oder Kanban arbeiten, sind zu einem übergeordneten Team, dem Agile Release Train (ART) zusammengeführt. Es gibt feste Längen für die Dauer eines Product Increments (PI) und ein PI-Planning, bei dem alle Teammitglieder beteiligt sind.
Die einzelnen Scrum Teams haben wie gewohnt einen Product Owner und einen Scrum Master, im ART kommen drei weitere Rollen hinzu:
Release Train Engineer (RTE) – Coach und dienende Führungskraft für die ART-Teams, Stakeholderkommunikation
Product Management – Anforderungsmanagement, Produktdefinition, Design Thinking
System Architect/Engineer – Definition und Kommunikation einer architektonischen und technischen Lösung, die für ihren Zweck geeignet ist
Ein ART besteht aus etwa 50 – 125 Personen, SAFe kann aber auch mit beispielsweise 1.000 Teammitgliedern in einer anderen Konfiguration – Der Large Solution genutzt werden. Hier kommen mehrere ARTs zu einem sogenannten Solution Train zusammen. Dieser ermöglicht die Anwendung von SAFe auch auf große Organisationen.
SAFe eignet sich in der Full Solution dazu, ein gesamtes Unternehmen zu strukturieren. Außerdem liegt der Fokus nicht nur auf Programminkrementen, sondern auch in der Ideensammlung und stetiger Weiterentwicklung des Unternehmens. Wertschöpfung stellt einen wichtigen Aspekt bei SAFe dar. Für die Implementierung steht zudem eine vorgeschriebene Roadmap bereit, die den Einstieg in das Framework erleichtert.
Vorteile:
angeleitete Implementierung durch eine Roadmap
auf komplette Organisationen anwendbar
neben Projektzielen arbeiten die Teams auch an Organisationszielen, Verbesserungen und Weiterentwicklungen
Nicht nur für Scrum, sondern auch beispielsweise Kanban anwendbar
Nachteile:
erfordert viel Vorausplanung und neue Prozessdefinitionen
Top-Down Ansatz untergräbt einige agile Grundprinzipien
viele Rollen und Ebenen erfordern einen Wissensaufbau und Schulungen
Im Vergleich mit anderen Frameworks eher unflexibel
Mithilfe von Nexus könne mehrere Teams ein Produkt entwickeln. Ähnlich wie in LeSS steuert ein Product Owner drei bis neun Scrum-Teams mit einem gemeinsamen Backlog. Auch Nexus möchte Prozesse so einfach wie möglich halten und stützt sich vollständig auf das agile Manifest für Softwareentwicklung. Um das parallele Arbeiten zu erleichtern, implementiert das Framework weitere Rollen und Ereignisse.
Zusätzlich zu den Scrum Teams gibt es ein Nexus Integration Team (NIT). Dieses besteht aus einem Product Owner, der die Gesamtverantwortung für die Produktentwicklung trägt, einem Scrum Master, der die Einhaltung des Nexus-Frameworks fokussiert und mehreren Nexus Integration Teammitgliedern. Diese sind dafür zuständig, dass die Scrum-Teams die Praktiken und Werkzeuge verstehen und einheitlich einsetzen.
Kurz gesagt: Das NIT coacht und koordiniert die einzelnen Scrum-Teams und kümmert sich um die richtigen Rahmenbedingungen. Zusätzlich zu den Scrum-Events gibt es auch Nexus-Events wie Nexus Daily Scrum, Sprint Planning und Retrospektive.
Sollten mehr als neun Teams zusammenarbeiten, gibt es eine Skalierung über Nexus+. Hier können bis zu 81 Scrum-Teams, also neun Nexus-Teams zusammenarbeiten. Hierfür gibt es jedoch kein konkretes Umsetzungskonzept. In der Praxis erhalten Unternehmen die Empfehlung, ab zehn Teams auf ein anderes Framework wie etwa LeSS umzusteigen.
Vorteile:
leichte Umsetzung, wenn Teams bereits nach Scrum arbeiten
wenig zusätzliche Regeln, Rollen und Meetings zu Scrum
gute Koordination und Reduzierung der Abhängigkeiten der Teams durch NIT
Nachteile:
fehlendes Konzept und kaum Erfahrungen zu Nexus+
eher für kleinere Organisationen geeignet
Die Auswahl an Skalierungsmethoden für Scrum ist groß. Der Vorteil: Für jede Unternehmensgröße und für verschiedene Anzahl an Teams findet sich mittlerweile ein passendes Framework auf dem Markt. Sie wollen wachsen? Auch das ist kein Problem, denn einige Modelle wachsen einfach und unkompliziert mit. So steht Ihrem Unternehmenswachstum nichts mehr im Weg.